Auch viele Gesunde kennen Verhaltensweisen, die Zwangssymptomen ähneln, aus ihrem Alltag. Manche kontrollieren lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Andere haben ihren Kühlschrank lieber sehr aufgeräumt als ein bisschen zu unordentlich. Und bei manchen Menschen könnte man jederzeit vom Küchenfußboden essen, so sauber ist es bei ihnen. Im Unterschied zu Zwangserkrankten finden Gesunde ihr Verhalten aber in Ordnung, so wie es ist. Sie leiden nicht darunter und sind auch nicht eingeschränkt.
Eine Zwangserkrankung dagegen- kostet viel Zeit,- führt zu Einschränkungen im Beruf und in der Freizeit,- kann das gesamte Leben beeinträchtigen,- die Betroffenen empfinden ihre Handlung als übertrieben
- sie leiden darunter und- sie möchten die Zwänge loswerden.
Der Psychologe Jonathan Abramowitz berichtet von einer Studie, in der erfahrenen Therapeuten eine Liste vorgelegt wurde, die zahlreiche beängstigende, scheußliche, verrückte, gewalttätige, sexuelle oder andere unerwünschte Gedanken enthielt. Die Therapeuten sollten einschätzen, welche Gedanken von Gesunden und welche von Zwangskranken stammten. Interessanterweise war es den Therapeuten nicht möglich, die Gedanken Zwangskranken oder Gesunden richtig zuzuordnen.
Zahlreiche gesunde Menschen haben also solche Gedanken, die Sie selbst als Zwangsgedanken kennen. Im Gegensatz zu Zwangskranken sind Gesunde vielleicht kurz irritiert, wenn solche Gedanken auftauchen. Sie leiden aber nicht über einen längeren Zeitraum darunter. Die Gedanken tauchen auf und verschwinden wieder, gehen unter in den zahlreichen Gedanken, die man sonst so am Tag denkt.“ (aus Hoffmann und Hofmann „Wenn Zwänge das Leben einengen“, Springer Verlag)
Das Aufdecken der Fehlbewertungen alleine heilt meist noch keine Zwangsstörung, stellt aber einen wichtigen Teil des Behandlungskonzeptes dar.
Alles Liebe
Eure Anna und Stefanie
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