Jede Geburt ist anders. Wir stellen uns während der Schwangerschaft vor, wie unsere sein wird - die unseres Kindes. Haben Bilder davon oder Szenen, die vor unserem inneren Auge ablaufen. Schreiben Listen, was wir alles mitnehmen wollen, Musik- Playlists, Kerzen, den Freund/Mann oder auch eine Freundin… Schreiben auch Listen, was passieren soll und was auf keinen Fall. Packen Taschen und die wieder aus und neu. Lesen Bücher oder Blogs zum Thema Geburt. Besuchen Kurse.
Wir bereiten uns so gut vor wie für wenige Ereignisse im Leben. Und dann? Möglicherweise läuft alles ganz anders.
Der Ort ist ein anderer als vorgestellt oder gewünscht. Die Musik klappt nicht, oder der Mann steckt im Stau fest. Die Hebammen wechseln, mit einer können wir so überhaupt nicht, sie ist ungeduldig oder redet uns blöd an. Die Ärzte:innen sind kurz angebunden, weil sie zu viele Frauen betreuen. Der Schmerz der Wehen wird so überwältigend, dass wir doch eine PDA wollen, obwohl das auf der Don’t-Liste ganz oben stand.
Das fühlt sich manchmal wie Versagen an.
Das Kind liegt anders als gedacht. Die Geburt stagniert, die Ärzte:innen werden nervös, geben Wehenverstärker, Schmerzverstärker, wir sind müde nach so vielen Stunden und so erschöpft.
Niemand fühlt denselben Schmerz.
Der Mann geht auf die Nerven mit dem „Du schaffst es“. Mit dem Vor-Atmen. Nichts aus dem Vorbereitungskurs scheint noch zu stimmen. Wir sind so müde. Und dann kommt es zu Hektik im Kreissaal, es soll schnell etwas geschehen.Was dann für Erlebnisse folgen können, wissen diejenigen unter Euch, die es erlebt haben.
Und am Ende, wenn wir erschöpft mit dem hoffentlich gesunden Kind auf der Brust daliegen, ist keine Rede mehr von dem Erlebten. Alle sagen, Hauptsache, Ihr sei beide gesund! Schau, jetzt hast Du doch dafür Dein wunderbares Baby! Und in uns bleibt aber der Schmerz darüber, dass all unser Planen nicht verwirklicht werden konnte, dass alles anders lief, dass wir keine Kontrolle hatten und vielleicht schlimme Erfahrungen machen mussten.
Stimmt, das Baby ist da. Das ist großartig. Und unser Erlebtes darf auch da sein.
Wir sollten darüber sprechen. Mit Freundinnen, Müttern, mit Peers, die ähnliches erlebt haben. Oder mit einer empathischen Therapeutin.
Eine Hebamme hat darüber ein Buch geschrieben: Eva Placzek: „Ich, Hebamme, Mittäterin“.
Zur Zeit kommt dieses Thema auch in den Medien immer wieder vor.
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