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Privatpraxis W&M

Mein Leben geht dann wieder los, wenn ich eine Partner:in habe.


Mein Umzug nach München hat mich zu einer Beobachtung geführt, die mir bis dahin nicht bekannt war: Menschen pausieren ihr Leben bis sie wieder eine Beziehung führen.


In München ist es aufgrund der hohen Mietpreise ein Wagnis, überhaupt auszuziehen und es ist auch verständlich, dass große Entscheidungen wie ein Umzug vor dem Hintergrund vielleicht aufgeschoben werden.


In meiner therapeutischen Tätigkeit sind mir jedoch wiederholt Menschen begegnet, die seit Jahren in einer Art Warteschleife leben, nicht nur in Bezug auf Wohnraum.


Neue Möbel, neues Besteck, neue Kleidung - lieber nicht kaufen, denn es könnte der nächsten Partner:in nicht gefallen. Ich warte lieber.


Urlaub? Wenn ich den jetzt buche und dann jemanden kennen lerne, ist es blöd.

Ich warte lieber.


In ihren Augen würden sie einmal getroffene Entscheidungen vermutlich bereuen und entscheiden deswegen lieber gar nichts.


Dazu kommt bei ihnen häufig das Gefühl auf, dass sich Erlebnisse nur dann lohnen, wenn man sie zu zweit erlebt.


„Mit so einer Reise warte ich lieber bis ich wieder in einer Beziehung bin.“

„Ich warte lieber, auf die Beziehung und ,das richtige Leben.“


Betroffenen ist oft selbst bewusst, dass das Aufschieben ihres Lebens und wichtiger Entscheidungen unzufrieden macht, aber die Angst, etwas zu früh entschieden zu haben und nicht mehr korrigieren zu können, wiegt zu stark.


Menschen, mit dieser tiefen Überzeugung haben aus unserer Erfahrung heraus entweder lange in Beziehungen gelebt oder sie sehnen sich sehr danach dies endlich mal zu erleben. Beide Personengruppen haben eines gemein: eine potenziell zukünftige Beziehung wird über alles gestellt und das Leben macht erst dann wieder Sinn.


Als Beobachter:in wird schnell klar, dass diese Überzeugung viel Frust mit sich bringt. Wenn ich mir selbst Erfahrungen verwehre, weil ich diese aufschiebe, wird der Druck wesentlich größer, „endlich“ wieder normal leben, das heißt in einer Beziehung leben zu können.


Es werden schon innerlich Kompromisse geschlossen bevor überhaupt eine Verhandlungspartner:in da ist („Wenn ihm die Farbe nicht gefällt, muss ich es wieder verkaufen. Da kaufe ich lieber erst mit ihm etwas.“). Dieses Vorhersehen wollen von dem was kommen wird, ist anstrengend und fehlerbehaftet. Wir können nicht alle möglichen Konflikte ausschließen und unsere Wünsche sind ebenso wichtig.


Was passiert wirklich, wenn ich jemanden kennen lerne und für zwei Wochen mit Freund:innen verreise? Wird dadurch tatsächlich eine gemeinsame Zukunft riskiert?


Kennt ihr dieses Denken von euch? Habt ihr euch davon etwas lösen können?


Euer Praxisteam


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