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Privatpraxis W&M

Ent-Elterung



Wir waren alle mal Kinder, das steht fest. Ebenfalls haben wir alle auf unsere Weise schon als Kleinkind versucht uns von den Eltern abzunabeln.


Das ist ein natürlicher Prozess, auch Autonomiephase genannt.

Wir beginnen früh eigenständige Wesen zu sein.


Die Abnabelung kann aber dadurch erschwert werden, dass auch mit der Volljährigkeit keine Beziehung auf Augenhöhe entsteht, weil es den Eltern nicht möglich ist Kontrolle abzugeben oder die Eigenständigkeit zu akzeptieren.


Manchmal sind auch die Verletzungen derart groß, dass ein Verzeihen und Wiederannähern (noch) nicht möglich ist.


Es kann passieren, dass sich Kinder von ihren Eltern vollständig distanzieren und keinen Kontakt zulassen. So eine Phase kann Tage, aber auch Jahre dauern.


In manchen Konstellationen ist dies die einzige Möglichkeit nicht weiter unter der Beziehung zu leiden.


Für viele Beteiligte, egal ob Kind oder Eltern, ist ein Kontaktabbruch ein großer Einschnitt. Für die Eltern ist es zudem oft mit Scham verbunden.


Wieso entscheidet man sich für einen Kontaktabbruch?


Kontaktabbruch zu den Eltern kann erleichternd sein, weil man sich den Konflikten oder auch Grenzverletzungen entzieht. Wirklich zufriedenstellend ist es dennoch häufig nicht, weil man zwar negative Ereignisse vermeidet, aber dennoch einen Verlust einer positiven Beziehung verliert. Nicht selten entstehen auch Schuldgefühle und mit zunehmendem Alter der Eltern wächst auch die Unsicherheit vielleicht einen Fehler zu machen. Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern sind aber individuell. Nicht jedes Kind leidet unter dem Kontaktabbruch, auch wenn ein Elternteil in der Phase der Funkstille verstorben ist. Für Eltern ist es sehr schambesetzt, wenn ihre Kinder den Kontakt zu ihnen abbrechen. Es lässt sich auch nach außen schwer erklären, dass man gemieden wird, während andere ein „normales“ Familienleben leben. Geburtstage und Festtage können auf diese Weise zur Qual werden. Die Distanz zu den Eltern bedeutet fast immer auch die Unmöglichkeit die Enkelkinder zu sehen. Ein Kontaktabbruch ist manchmal die letzte Möglichkeit, aber definitiv kein leichter Schritt für alle Beteiligten.


Als Beobachterin im Rahmen von Therapien wird oft deutlich, dass in den Beziehungen eine wertschätzende, respektierende Kommunikation oder Verhaltensänderung nicht möglich war. Eltern haben dann oft den Ernst der Lage nicht erkannt und leiden dann später darunter, nicht nachvollziehen zu können was zum Abbruch geführt hat.


Wie seht ihr das?


Eure Stefanie


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