Es gibt viele Artikel über emotionale Abgrenzung. Dabei geht es meist darum, sich gegen Freund:innen, Arbeitskolleg:innen, ja auch gegen den:die eigene:n Partner:in abzugrenzen. Aber die „Königsdisziplin“ ist die emotionale Abgrenzung innerhalb der Familie.
In der Familie fühlen wir uns verbunden und nicht selten auch füreinander verantwortlich.
In der Pubertät fällt es den meisten nicht schwer, sich von der Familie abzugrenzen. Man streitet mit dem Geschwister und lehnt die Eltern ab, will sein eigenes Ding machen.
Doch diese Haltung ändert sich dann mit Mitte 20 bei vielen wieder.
Man ist ausgezogen, wohnt meist in einer anderen Stadt, lebt sein eigenes Leben.
Und die Eltern liegen einem in den Ohren, wann man denn mal wieder nach Hause kommt. Knüpfen einen mit in den eigenen emotionalen Konflikt des Älterwerdens ein. Erkennen dabei nicht, dass ihre Kinder eigene psychologische Themen in ihrem Lebensabschnitt bewältigen müssen.
Die Geschwister leben ihr eigenes Leben und erwarten nicht selten, dass man einfach für sie da ist, zum Beispiel wenn sie nach einem anstrengenden Arbeitstag abends vor der Tür stehen.
Auch aus Angst vor einem Konflikt mit geliebten Menschen, sagt man ja.
Ja, ich komme heim – ja, ich höre dir zu und bin für dich da – ja, komm rein, ich mach dir noch was zu essen, wenn du noch nichts hattest.
Und man spürt, dass dieses ja falsch ist. Dass man nein sagen wollte, sich abgrenzen wollte. Und zwar in Liebe, ohne dass es zum Konflikt kommt.
Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson nennt das eine Veränderung der Liebe, die nun getragen ist von dem Respekt vor der Biografie des Gegenübers.
Und hat damit schon vor ca. 100 Jahren klargestellt: Ja, wir dürfen und müssen uns sogar innerhalb der Familie emotional abgrenzen.
Euer Praxis Team
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