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Deine Macken - Warum sie Freund und Feind sind.

Privatpraxis W&M

Aktualisiert: 6. Dez. 2024


Dieser Post ist kein Versuch, euch zu sagen, dass ihr alles nur rosarot sehen müsst und dann alles gut ist. Ich möchte euch einladen, eure Macken näher anzuschauen.


Eine Klientin hat mir mal erzählt, dass ihre Oma ihr immer wieder sagte, dass das Geheimnis einer guten Ehe darin besteht, die drei größten Macken des Partners zu akzeptieren.


Ich möchte aber auf einen anderen Punkt hinaus. Ob eine Macke eine Macke oder eine Stärke ist, hängt einzig und allein vom Kontext und von dem:r Beobachter:in ab.


Je nach Kontext und Einstellung der:die Beobachtenden (damit sind auch wir gemeint), bewerten wir einen Menschen als angenehm, kooperativ, verträglich oder zugänglich. Mit der Brille eines:r Kritikers:in würden wir sagen, dass jemand untergeordnet oder willenlos ist.


Ebenso können wir jemanden als selbstbestimmt, hinterfragend, freigeistig oder aktiv wahrnehmen oder als unerträglich, unkooperativ und aggressiv.


Ein und die gleiche Eigenschaft ist entweder eine Auszeichnung, z.B. gewissenhaft zu sein oder eine Macke (pedantisch). Ihr glaubt es nicht?


Versucht zu Eigenschaften das Gegenstück zu finden.

  • egoistisch-durchsetzungsstark

  • Schwach- emphatisch


Diese Wortpaare machen deutlich, dass es hier nicht um eine bloße Schönfärberei geht.

Je nach Maßstab und Situation ist eine Eigenschaft entweder akzeptiert oder abgelehnt.


Wenn wir groß werden, hören wir zumeist nur das negative Label: Du bist zu zappelig (statt: lebendig) oder du bist zu gehemmt (statt wohl durchdacht).


Ob wir eine Eigenschaft negativ oder positiv bewerten, sagt viel über uns selbst und unsere Erfahrungswelt aus.


Einer meiner Psychologie- Professoren schilderte eins in einer Vorlesung, dass er, als er selbst stationär behandelt wurde, als zu starr und eigenwillig erlebt wurde obwohl er aus seiner Sicht „nur“ autonomer in seiner Tagesgestaltung sein wollte und seinem Gefühl folgte, was ihm gut tun würde.


Ich mag nicht bewerten, ob sein Verhalten richtig oder falsch war, aber im Rahmen einer ambulanten Therapie würden wir ein derartiges Verhalten in der Tendenz eher gut finden (Er hört darauf was er braucht und sorgt für sich und immerhin möchte er nur seinen Tag gestalten und nicht über andere bestimmen). Der Kontext des stationären Aufenthalts verändert aber die Einschätzung. Nicht jede:r Patient:in kann frei entscheiden was wann gemacht wird. Es bedarf wohl einer gewissen Struktur.


Was möchte ich euch damit sagen? Die Bewertung unserer vermeintlichen Macken ist sehr stark von unserer Brille und dem Kontext abhängig. Im falschen Umfeld ist alles Macke und in einer für uns passenderen Umgebung vielleicht Stärke.


Eure Stefanie


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