Auch zwischen erwachsenen Menschen existiert so ein Konto. Beide zahlen mal ein und nehmen mal was weg. Das gilt für Freundschaften, Beziehungen, aber auch für die Arbeit.
Beziehungen zwischen Menschen sind kompliziert, das steht fest. Das Gefühl, zu viel zu geben, kommt nicht selten in Therapien auf. Manchmal wird auch erst durch die Gespräche klar, dass man Dinge für einen anderen Menschen oder die Arbeit getan hat, die sich nicht gut anfühlen.
Es kann dann Wut in uns entstehen oder sie war schon vorhanden und wir haben sie in uns reingefressen und sie nur indirekt durch Schweigen oder eine schlechte Laune gezeigt. Wenn dann die Frage aufkommt, was der andere uns hätte geben müssen, entsteht oft Stille, weil uns selbst nicht klar ist was wir wollen.
Wenn es uns klar wird, gilt es dies zu formulieren. Nur dann hat die andere Seite die Chance darauf angemessen zu reagieren. Wir haben aber oft Angst überhaupt darüber zu sprechen, weil wir dann auch ein nein kassieren könnten.
Das Gleichgewicht fühlt sich für jeden anders an. Es gibt Millionen verschiedener Formen von Beziehungen. Wenn ich mein Kind versorge und sehr viel aufgebe, akzeptiere ich auch ein Ungleichgewicht. Was ist, wenn die Eltern pflegebedürftig werden und immer mehr brauchen und kaum noch geben können? Was schulde ich Familienmitgliedern, die wenig gegeben haben? Was bedeutet für mich viel und wenig und was für den anderen? Was ist, wenn Krankheit das Geben stark einschränkt?
Wichtig ist, sich vor Augen zu führen, dass wir alle verschieden sind und verschiedene Dinge erwarten. Für den einen bedeutet es viel zu geben indem er sich oft meldet, den anderen kostet es sehr viel Kraft überhaupt mal anzurufen. Ein Gleichgewicht herzustellen ist demnach ein individueller Prozess, der auf Kommunikation basiert.
Dennoch kann es sein, dass Menschen oder Unternehmen nicht bereit sind, uns angemessen etwas zurück zu zahlen. Es gibt nicht immer ein happy end für Beziehungen, aber man kann es versuchen.
Eure Stefanie & Anna
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