In der Psychotherapie sehen wir immer wieder Patient:innen, die sich konstant schuldig fühlen. Diese anhaltenden Schuldgefühle kommen meist aus der Kindheit. Die Person hält damit (noch) an Grenzen fest, die für sie schon lange nicht mehr gültig sind.
Unseren Umgang mit unseren Gefühlen, und damit auch den Schuldgefühlen, lernen wir in der Kindheit. Als Kinder erkennen wir anhand der Reaktionen unserer Erziehungs- und Bezugspersonen, welches Verhalten von uns erwünscht oder unerwünscht ist. Wir werden etwa ermahnt/geschimpft oder getröstet. Damit vermitteln uns andere Personen ihre Vorstellungen von Regeln und Verboten.
Aus gesellschaftlicher Sicht ist das sinnvoll. Die daraus erlernten Schuldgefühle ermöglichen es uns, als Gemeinschaft friedlich zusammen zu leben.
Doch dies funktioniert nur, wenn wir einen konstruktiven Umgang mit Schuld und schlechten Gewissen vermittelt bekommen haben.
Dies ist allerdings nicht der Fall, wenn Eltern- und Bezugspersonen etwa häufig Vorwürfe machen, die an den kindlichen Bedürfnissen vorbei gehen. Daraus können irrationale, bis ins Erwachsenenalter anhaltende, Schuldgefühle entstehen.
In diesem Fall kann man sich im Erwachsenenalter folgende Fragen stellen, die helfen können, die irrationalen Schuldgefühle abzulegen:
• Realitätscheck: Entsprechen meine Gefühle objektiv wirklich der Realität?
• Hintergrundscheck: Welches Gefühl steckt eigentlich hinter dem Schuldgefühl (Trauer, Wut etc.)?
• Selbstmitgefühl: Ich erkenne meine eigene Not an – ich muss mich nicht mehr schuldig fühlen!
• Umdenken: Ich verändere meine inneren Glaubenssätze (z.B. jeder ist wertvoll, egal wieviel er leistet).
• Selbstwertgefühl aufbauen: Es steht mir zu, ich habe das Recht dies so oder so zu tun.
Eure Stefanie und Anna
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